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Farben korrespondieren nicht mit Wellenlängen. So gut wie alle Farben die wir sehen, bestehen aus Wellenlängenspektren, nicht einzelnen Wellenlängen. Monochromatisches Licht mit (etwa) nur einer Wellenlänge gibt es nur unter besonderen Bedingungen, zum Beispiel in Newtons Lichbrechung im Prisma; diese außergewöhnlichen Farben heißen dann Spektralfarben. Aber nicht einmal der Regenbogen zeigt Spektralfarben, da dessen Farben durch eine komplexe Überlagerung von durch Myriaden von kleinen Tropfen gebrochenen Lichtes entstehen. Alle Farben die wir sehen, sind also “Mischungen” verschiedener Wellenlängen (d.h. das Licht hat Energie mit verschiedener Schwingungsfrequenz). Man kann Licht physikalisch mischen; das nennt man “additive Farbmischung”. Die Zapfen Blau-, Grün- und Rotzapfen zu nennen ist aus vielen Gründen irreführen, z.B. (1) weil jeder Zapfen fast für das gesamte sichtbare Spektrum empfindlich ist, (2) weil jeder Zapfen alleine gar keine Farbe wahrnehmen kann (Dazu bedarf es des Vergleichs der Zapfenaktivitäten in den Bipolar- und Ganglienzellen). Um Missverständnisse zu vermeiden, ist es sinnvoll von L-, M-, und S-Zapfen (long-, medium-, short-wavelength sensitive) zu sprechen. Helligkeit unter Tageslicht wird durch die Summer der mittel- und langwelligen Zapfen wahrgenommen. Diese Summe (L+M) wir in den Bipolar- und retinalen Ganglienzellen gebildet, genauso wie die beiden chromatischen Gegenfarbkanäle: L-M und S-(L+M). Die Stäbchen sind NICHT für die Helligkeitswahrnehmung zuständig, sondern nur aktiv, wenn es sehr dämmrig/dunkel ist. Man muss zwischen einer Rot-Grün-Blindheit (Fehlen von L der M; Protanopsie, Deueranopsie; beides: Daltonismus) und Rot-Grün-Sehschwäche (Ähnlichkeit von L und M; Protanomalie, Deuteranomalie) unterscheiden. Das gleiche gibt es auch für S-Zapfen (Tritanopsie, Tritanomalie). Mit anderen Worten: Farbenblindheit ist nicht immer komplette Farbenblindheit. Es gibt komplette Farbenblindheit, die retinal und vererblich verursacht ist (Mangel an Rezeptoren), und solche, die cerebral (Gehirn) und erworben ist (z.B. Schlaganfall). Sprache ändert NICHT die grundlegende Fähigkeit Farben wahrzunehmen und zu unterscheiden. Die hier dargestellte Studie der Himba existiert nicht. Es handelt sich um ein “Mock Experiment”, das Jules für die BBC erdacht hat. Ein solche Studie wurde so nie durchgeführt. Unsere grundlegende Fähigkeit, Farben zu unterscheiden, scheint vor allem durch die Gegenfarbkanäle der retinalen Ganglienzellen (siehe oben) und durch Weber’s Gesetz zu folgen. Der Einfluss der Farbbennenung auf die Farbunterscheidung beschränkt sich auf kleine Effekte auf Antwortgeschwindigkeit und -zuverlässigkeit; die Empfindlichkeit (gemessen durch Diskriminationschwellen) ist nicht betroffen.

MaiLab-Beitrag: https://www.youtube.com/watch?v=r0jXfwPQW9k&t=195s